Willkommen in den Höhlenhäusern der Loire

Vergesst die protzigen Schlösser der Loire – wie wäre es stattdessen mit einer Höhlenwohnung? Richtig gehört. Keine muffige Fledermausbehausung, sondern ein uriges, geschichtsträchtiges Zuhause direkt in den Felsen geschlagen. Die Franzosen nennen sie liebevoll „troglodytes“, was im Grunde nichts anderes bedeutet als: „Ich wohne da, wo einst der Neandertaler Ferien machte“.

Diese skurrilen Felsendomizile sind über ganz Frankreich verstreut – vor allem in der Loire-Region oder im malerischen Dordogne-Tal. Und nein, sie wurden nicht von irgendwelchen Hobbit-Fans oder Aussteigern der 1970er erbaut. Vielmehr haben bereits vor über 100 Millionen Jahren (ja, mit sechs Nullen!) die ersten Menschen unserer Spezies beschlossen, dass ein Felsen das Nonplusultra in Sachen Sicherheit und Klima ist.

Vom Fluchtort zur Ferienwohnung

Während der normannischen Invasionen im 9. und 10. Jahrhundert wurden die Höhlensysteme zu royalen Fluchtrouten ausgebaut. In die weiche, helle Tuffsteinwand des Loire-Tals meißelten sie sich labyrinthartige Gänge. Innen konstant kuschelige 10 bis 15 Grad – quasi eine steinerne Fußbodenheizung der Natur.

Im Laufe der Jahrhunderte wurden aus diesen Behausungen wahre Mini-Schlösser. Über 14.000 davon sind allein im Loire-Tal bekannt – die meisten verlassen, aber einige restauriert und bereit, euch wie prähistorische Blaublüter wohnen zu lassen. Früher war das ganz normaler Wohnraum, heute ist es ein Airbnb-Erlebnis deluxe.

Sakrale Felsen und dämonische Skulpturen

Nicht nur Wohnräume wurden aus dem Stein geschlagen. Auch Kirchen, Klöster und… nennen wir es mal „okkulte Hobbyräume“ fanden Platz in den Höhlen. In der Cave aux Sculptures von Dénezé-sous-Doué starrt man hunderten verstörten Steinfiguren ins Gesicht – ein Ort, an dem angeblich im 17. Jahrhundert satanische Rituale stattfanden. Heute eher ein Pflichtbesuch für gotische Instagrammer.

Wem das zu düster ist, der sollte in die Region Nouvelle-Aquitaine pilgern. Dort wurde die monumentale Felsenkirche Saint-Jean d’Aubeterre aus dem 12. Jahrhundert erst im 21. wiederentdeckt – ja, einfach so in der Gegend rumgelegen. Entstanden aus religiösem Eifer und inspiriert von Jerusalems Grabeskirche, ist sie noch immer ein heiliger Geheimtipp.

Essen, Trinken und Tanzen wie ein Höhlenmensch

Im Dordogne-Dörfchen Les Eyzies-de-Tayac-Sireuil (ein Name, bei dem man sich das Navi sparen kann – man ist eh immer falsch) liegt ein wahres troglodytisches Gourmet-Paradies: Les Caves des Marson. Dort gibt es fouées – kleine Hefegebäcke, die wie fluffige Mini-Pitas schmecken und mit allem gefüllt werden können, was Frankreichs Küche hergibt. Käse, Rillettes, Butter – oh là là.

Für Nachtschwärmer wartet in Saumur ein ganz besonderer Club: Le Club de la cave aux moines. Einst fromme Mönchshöhle, heute Tanztempel im Kalkstein. Wo früher Psalmen erklangen, wummert heute der Bass. Amen und ab auf die Tanzfläche!

Unsere fünf Lieblingshöhlen zum Übernachten

The Cliff House – 5 Schlafzimmer, 100 € pro Nacht
Mit antiken Möbeln, Sonnenaufgang auf dem Stein und Spaziergang durch mittelalterliche Gassen. Der Felsblick ist inklusive.

The Cliff House
The Cliff House

Marianne & Fabiens Felsenidylle – 1 Schlafzimmer, 64 €
„Wir beendeten jeden Satz mit ‚in einer Höhle‘“, berichten Gäste. Mit Kamin, WLAN und Charme – Indiana Jones wäre neidisch.

Helens Höhlenzimmer – Privat, 64 €
Niedliches Dörfchen, nah an Amboise – perfekt als Basislager für das Loire-Schlösserhopping.

Romantisches B&B
Eleganz trifft auf Felsenwand. Period furniture trifft auf Pärchenstimmung. Ideal für Wein, Käse und französisches Flüstern.

Hotel mit Höhlenpool
Ja, richtig gelesen – hier schwimmt man in gechlorten Höhlen. Wellness auf Neandertaler-Art.