In den USA gibt es tatsächlich Kirchen mit Bowlingbahnen im Keller – auch wenn das heute kaum mehr jemand weiß. Besonders im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert waren solche Anlagen in Kirchen des Mittleren Westens und Nordostens weit verbreitet. Sie waren nicht nur Orte des Gebets, sondern auch soziale Treffpunkte für die Gemeinde – und eben auch der Freizeitgestaltung.
Ein besonders kurioses Beispiel ist eine Kirche in Illinois, die Mitte der 1940er-Jahre eine eigene Bowlingbahn unter dem Gotteshaus einrichtete. Damit reagierte man auf ein damals geltendes Gesetz, das den Verkauf von Alkohol vor 12 Uhr am Sonntag untersagte. Durch die Gründung eines exklusiven Männerclubs innerhalb der Kirchengemeinde konnte dieses Verbot clever umgangen und das Bier schon am Vormittag ausgeschenkt werden – natürlich beim Bowling.
Solche Bahnen gab es quer durch die verschiedenen Konfessionen – katholisch, lutherisch, baptistisch oder unitarisch – und sie erfüllten für viele Einwanderergemeinden eine wichtige kulturelle Funktion. Besonders unter deutschen Einwanderern waren sie beliebt, da sie als moralisch akzeptable Orte für Geselligkeit galten. In Städten wie Milwaukee gab es einst über ein Dutzend solcher kirchlichen Bowlinganlagen.
Mit dem Wandel der Zeit, besonders ab den 1980er- und 1990er-Jahren, verschwanden viele dieser ungewöhnlichen Einrichtungen. Nur wenige sind erhalten geblieben – doch diese gelten heute als wahre Kulturschätze. In einigen Gemeinden wird ihre Bedeutung für den Zusammenhalt und die Geschichte der Gemeinschaft bis heute gewürdigt und gepflegt.
Diese versteckten Bowlingbahnen erzählen von einer Ära, in der Glaube, Gemeinschaft und Freizeit eine selbstverständliche Einheit bildeten – unter einem Kirchendach.