Schlafen mit Aussicht: Wie Amsterdam seine Brückenhäuschen in Mini-Hotels verwandelte

Amsterdam ist bekannt für seine Grachten, Fahrräder und eine gewisse entspannte Lebensart. Was aber, wenn man diese drei Dinge elegant ignorieren und sich stattdessen in ein altes Brückenwärterhäuschen zurückziehen möchte – samt Bett, WLAN und Panorama? Genau das bietet das ungewöhnliche SWEETS Hotel, das 28 ehemalige Brückenhäuser zu charmanten Mini-Unterkünften umgebaut hat.

Früher hausten hier die Brückenwärter, die den reibungslosen Ablauf des „industriellen Balletts“ der Stadt sicherstellten – ein ständiges Auf und Ab der Brücken, damit Boote passieren konnten. Ein ehrenvoller Job mit Blick, Verantwortung und vermutlich einer Thermoskanne voller starkem Kaffee. Doch Ende des 20. Jahrhunderts kam die zentrale Steuerung, und damit das Ende der Einsamkeit auf dem Wasserhäuschen. Die Brücken öffneten sich fortan auf Knopfdruck aus der Ferne – die Häuschen aber blieben stehen, nutzlos, aber charmant wie eh und je.

 

© Mirjam Bleeker, courtesy of SWEETS hotel

 

© Mirjam Bleeker, courtesy of SWEETS hotel
© Mirjam Bleeker, courtesy of SWEETS hotel

Sweets Hotel Amsterdam – Die gemütlichste Unterkunft

Amsterdam, Stadt der praktischen Lösungen und kreativen Umnutzungen, hatte natürlich eine Idee. Warum leer stehen lassen, wenn man daraus winzige Hotels machen kann? Seit 2018 verwandelt sich das Stadtbild – nicht mit neuen Bauten, sondern mit renovierten Miniaturwächtern am Wasser. Die ersten sechs Brückenhäuschen gingen damals an den Start, inzwischen sind über zwanzig weitere dazugekommen.

 

© Mirjam Bleeker, courtesy of SWEETS hotel
© Mirjam Bleeker, courtesy of SWEETS hotel

Die Mini-Suiten der SWEETS Hotelkette bieten alles, was man braucht, wenn man bereit ist, sich auf weniger Quadratmeter, aber mehr Stil einzulassen. Die Lage? Direkt auf der Brücke. Die Aussicht? Wasser, Boote, Möwen. Die Atmosphäre? Zwischen Designkapsel und urbanem Rückzugsort. Die alten Fensterfronten der Brückenwärter sorgen noch heute für den besten Rundumblick auf die Grachten.

Dank mobiler Schlüssel öffnet sich das Türchen zur Brücke ganz zeitgemäß per App, während innen ein Tablet auf den Gast wartet – zum Surfen, nicht zum Brücke hochfahren (man kann nicht alles haben). Jedes Häuschen ist ein Unikat: mal historisch-puristisch, mal verspielt-modern. Das älteste stammt aus dem Jahr 1673, das jüngste aus dem Jahr 2009. Dazwischen: ein ganzes architektonisches Best-of-Amsterdam im Miniaturformat.

Hinter dem Konzept stehen keine Hobbybastler, sondern das Architekturbüro Space&Matter, die Stadtentwickler von Grayfield und die Macher des legendären Lloyd Hotels. Gemeinsam haben sie der Stadt nicht nur neue Hotels geschenkt, sondern auch neue Perspektiven: Manche Brückenhäuschen liegen im Herzen der Stadt, andere in eher verschlafenen Ecken – überall dort, wo Amsterdam eben ein bisschen anders tickt als auf dem Postkartenmotiv.

Wer also keine Lust mehr hat auf anonyme Hotelflure und Frühstücksbuffets mit zehn Sorten Käse, der kann nun im Brückenhäuschen logieren – mit Stil, Geschichte und ganz viel Fensterblick.

Alle Bilder:

© Mirjam Bleeker, courtesy of SWEETS hotel