Gin-Destillerie – Geschichte und Gründergeist an der Old Kent Road

Gin-Distellerie
Gin-Distellerie

Gin gilt als eine der ikonischsten Spirituosen Großbritanniens, und obwohl „London Dry Gin“ nicht zwingend in London hergestellt werden muss, hat eine Familie genau das seit elf Generationen getan. Die Gin-Destillerie Thames Distillers, unter Leitung von Charles Maxwell, haben ihre Wurzeln tief in die Hauptstadt geschlagen – seit dem 18. Jahrhundert stellen sie in verschiedenen Vierteln Londons Gin her. Nun hat das traditionsreiche Unternehmen ein neues Zuhause gefunden: eine imposante Industriestätte an der Old Kent Road, die Vergangenheit und Zukunft der Ginherstellung auf außergewöhnliche Weise miteinander verbindet.

In diesem Artikel werfen wir einen informativen Blick auf den neuen Standort der Brennerei – und warum er mehr als nur ein Produktionsort ist.

Vom Wasserwerk zur Gin-Destillerie

Die neue Heimat der Thames Distillers ist The Bottle Factory, ein viktorianischer Industriebau mit wechselvoller Geschichte. Einst war das Gebäude eine Mineralwasserabfüllanlage, später eine evangelikale Kirche – nun wurde es aufwendig umgestaltet, um dem traditionsreichen Brennerunternehmen eine würdige neue Heimat zu bieten.

Heute ist der Komplex ein kreatives Zentrum für DJs, Designer, Filmschaffende, Brauereien – und eben auch für Gin.

Verantwortlich für die architektonische Umgestaltung war Zoe Masterton-Smith, Leiterin des Architekturbüros Transit Studio. Sie ließ sich bei der Konzeption von der lokalen Geschichte inspirieren – etwa vom historischen Grand Surrey Canal am Ende der Ossory Road. Die Vergangenheit des Ortes fließt dabei nahtlos in das neue Konzept ein: ein Rückgriff auf das industrielle Erbe, kombiniert mit modernem Design.

Ein moderner Alchemistentempel für Gin

Das Herzstück des neuen Standorts ist die hochmoderne Destillerie, die wie eine Mischung aus Labor, Apotheke und Bar anmutet. Zwei Kupferbrennblasen – liebevoll „Tom Thumb“ und „Thumbelina“ genannt – übernehmen die Destillation. Rundherum sind die botanischen Zutaten drapiert, die dem Gin seinen charakteristischen Geschmack verleihen.

Gin-Distellerie
Gin-Distellerie

Einer der Hauptkunden, Fords Gin, betreibt in der neuen Anlage eine eigene Bar, die für Verkostungen und Veranstaltungen gemietet werden kann. Die Ausstattung ist beeindruckend: eine elegante Theke aus dunkelgrünem Marmor mit geriffelter Front, Eichenholz und Glasdetails, dazu vintage-inspirierte Möbelstücke von Børge Mogensen und Tage Poulsen, sowie eigens angefertigte Tische aus recyceltem Holz. Die Farbpalette? Ganz im Zeichen der Botanik – warme Grüntöne, inspiriert von Wacholder, Kräutern und Gewürzen.

 

Gin-Distellerie
Gin-Distellerie

Ergonomisches Design trifft Gin-Leidenschaft

Masterton-Smith ließ bei der Gestaltung nicht nur Kreativität walten, sondern auch Präzision: Die Bar wurde so konzipiert, dass Bartender effizient arbeiten können – mit zentralem „Spirit-Well“, kurzen Wegen zu den Mixstationen. Über der Theke hängen lampenförmige Leuchten, die an Glasflaschen erinnern, und der Boden besteht aus recycelten Holzdielen aus einem Sägewerk in Bristol.

Es ist ein Ort, der nicht nur zum Trinken einlädt, sondern zum Staunen – über das Handwerk, die Geschichte und die Ästhetik der Ginherstellung.

Gin-Distellerie – Geschichte zum Anfassen: 2.000 Rezepte unter Glas

Ein besonderes Highlight ist das firmeneigene Archiv, das nun in einer antiken Vitrine öffentlich präsentiert wird. Über 2.000 Gin-Rezepte, gesammelt über Generationen hinweg, erzählen von der langen Geschichte der Destillerie – und von der Entwicklung eines Getränks, das einst als „Arme-Leute-Schnaps“ galt.

Gin-Distellerie
Gin-Distellerie

„Wir wollten einen Ort schaffen, der auf sanfte Weise erklärt, wie Gin gemacht wird“, erklärt Masterton-Smith. „Ein moderner Alchemistentempel, der die Magie der Botanicals widerspiegelt – kombiniert mit einer Weltklasse-Bar.“

Gin-Destillerie: Ein neuer Ort mit altem Geist

Die neue Produktionsstätte der Thames Distillers ist mehr als eine Fabrik. Sie ist ein Ort der Geschichte, der Innovation und der Begegnung. Durch die bewusste Einbindung des industriellen Erbes der Old Kent Road in das neue Konzept entsteht ein Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Mit Liebe zum Detail, Respekt vor dem Handwerk und einem klaren Blick auf modernes Design ist ein Raum entstanden, der nicht nur Gin produziert – sondern auch Geschichten erzählt.