In Indonesien verrottet ein Hotel. Nicht irgendein Hotel – sondern ein luxuriös angelegter Komplex, der aussieht, als hätte man ihn in einer tropischen Folge von Narcos oder Succession vergessen. Wer sich ein wenig mit der Familie Suharto auskennt, wird nicht überrascht sein: Das Hotel Pondok Indah Bedugul, tief im balinesischen Hochland gelegen, soll einst ein Prestigeprojekt von Hutomo Mandala Putra gewesen sein, besser bekannt als Tommy Suharto – Sohn eines Diktators, selbst ernannter Politiker und nachweislich verurteilter Mörder.

Parisianer Fotograf Romain Veillon hat die Anlage erkundet und berichtet von tropischer Verfallenheit mit düsterer Atmosphäre. Die Ruine steht seit fast zwanzig Jahren leer, halb fertiggestellt, halb vergessen – und ganz offensichtlich von keiner Baufirma dieser Welt je wieder angerührt. Statt Frühstücksbuffet gibt’s hier Moos, Nebel und gelegentlich ein paar Instagram-Influencer auf Abwegen.
Wie es dazu kam? Laut Romain ranken sich allerlei Gerüchte um das Projekt. Wahrscheinlich war es ein Investment von Tommy Suharto selbst. Dumm nur, dass er während der Bauphase wegen Auftragsmordes verurteilt wurde – die Zielperson: ein Richter, der es gewagt hatte, sich nicht bestechen zu lassen. Tommy bekam 15 Jahre Haft, verbrachte jedoch nur vier davon im Zellenluxus mit Teppichboden, Freundin und gelegentlichen Golftrips unter dem Vorwand „medizinischer Notwendigkeit“. Wer das für absurd hält, sollte wissen: Das war nur einer von vielen Rechtsstreitigkeiten, die der jüngste Suharto-Spross mit bemerkenswerter Nonchalance überstand.
Das Hotel Pondok Indah Bedugul, tief im balinesischen Hochland
Tommy hat eine Vorliebe für schnelle Autos, teure Uhren und Glücksspiel – obwohl Letzteres in Indonesien offiziell verboten ist. Er verlor laut Time Magazine schon mal eine Million Dollar an einem einzigen Abend. Dass er in den 1990er-Jahren kurzerhand Lamborghini kaufte (und wieder verkaufte), scheint da nur ein Nebensatz in einer Biografie zu sein, die eher an eine Mischung aus Bananenrepublik und Börsensatire erinnert.
Heute wird die Anlage von Pflanzen und Mythen zurückerobert. Wer hineinwill, braucht entweder Mut, eine gewisse Abenteuerlust oder 10.000 indonesische Rupiah – das entspricht etwa einem Dollar, den man diskret dem Sicherheitsmann zusteckt. In echter Suharto-Tradition eben: Eintritt gegen Schmiergeld. Google Maps kennt den Weg, die Geister machen den Rest.
Der Nebel, so erzählt Romain, kam beim Verlassen plötzlich auf. Innerhalb von Minuten verschwand das Hotel in einer milchigen Wand aus Feuchtigkeit. Die letzten Fotos, die er machte, wirken wie aus einem Film – stumm, verlassen und seltsam schön. Es ist, als hätte das Gebäude gewusst, dass es jetzt wieder allein sein darf.
Ein verfallenes Hotel in Bali, ein Diktatorensohn mit Präsidentenambitionen und ein Hauch Tropenkrimi – manchmal schreibt die Geschichte einfach das bessere Drehbuch.