Eine Miniaturversion des New Yorker Lebensgefühls

New York als Modelbau
New York als Modelbau

Oh wow, schaut mal, was ich entdeckt habe! New York City hat selten so faszinierend gewirkt wie auf einem Maßstab von ½ Zoll zu 1 Fuß – übrigens halb so groß wie der klassische „Puppenhausmaßstab“. Alan Wolfsons urbane Miniaturwelten sind alles andere als niedliche Spielereien: Schmutz, Graffiti, Neonlichter – all die raue Schönheit der Stadt wird hier eingefangen.

Als gebürtiger Brooklyner und ausgesprochener Nachtmensch konzentriert sich Wolfson auf das, was in New York nach Einbruch der Dunkelheit passiert. Seine Werke zeigen leuchtende Delis, zwielichtige Hotelzimmer und Stripclubs – definitiv keine Kunstwerke für Kinderzimmer.

Die Detailtreue und die Geschichten, die hinter seinen Skulpturen stecken, sind ziemlich beeindruckend. Um mehr zu erfahren, habe ich einen Blick in die Q&A-Sektion seiner Website geworfen.

Inspiration aus einem anderen New York

Einige seiner handgefertigten Miniaturen basieren auf real existierenden Orten, andere sind Fantasiekombinationen verschiedener Schauplätze – oft inspiriert von New York City in den 1970er und 1980er Jahren. Vieles entspringt direkt Wolfsons Vorstellungskraft.

Modellhäuser
Modellhäuser
Modellhäuser von Alan Wolfson
Modellhäuser von Alan Wolfson

Alle Fotos © Alan Wolfson

Wie entstehen diese Miniaturwelten?

Alan beschreibt seinen Arbeitsprozess so:

„Ich mache Fotos und recherchiere so viele Details wie möglich zum jeweiligen Ort. Danach fertige ich ein paar schnelle Skizzen an und beginne, das Szenario aus Pappe zu entwerfen. Daraus entsteht ein erstes Modell.“

Wolfson besteht darauf, alles selbst zu machen – das ist eine seiner Grundregeln. Er nutzt Photoshop, um Grafiken zu erstellen, besonders weil es die klassischen Rubbelbuchstaben heutzutage kaum noch gibt. Trotzdem ist er kritisch:

„Photoshop sieht für mich oft zu flach aus.“

Ein großer Vorteil: Dateien lassen sich wiederverwenden. Früher musste Wolfson jedes Schild („To Subway“) neu erstellen – heute kann er es einfach anpassen.

Wie lange dauert die Entstehung eines Werks?

Große Projekte beginnen oft mit jahrelangen Überlegungen, bevor sie tatsächlich umgesetzt werden.

„Ich habe teilweise zehn Jahre über ein Stück nachgedacht, bevor ich es gebaut habe.“

Wenn es dann ernst wird, dauert die Fertigstellung eines größeren Kunstwerks zwischen drei und neun Monaten.

Woher kommt diese Leidenschaft für Miniaturen und Modellhäuser?

Wolfson wuchs in einem kreativen Umfeld auf. Sein Vater war kommerzieller Künstler, spezialisiert auf Beschriftungen und Grafiken.

„Vieles, was ich heute mache, habe ich von meinem Vater gelernt – besonders der Umgang mit Werkzeugen.“

Schon als Kind baute Wolfson kleine Welten in Schuhkartons – eine Leidenschaft, die ihn nie mehr losließ.

Später lernte er Beleuchtungstechnik im Studium der Theaterwissenschaften und absolvierte während seines Militärdienstes eine Ausbildung als Elektriker. Diese Fähigkeiten nutzt er heute, um seine Miniaturen kunstvoll zu beleuchten.

Modellhaus
Das Diner inspieriert zum selber bauen von Modellhäusern

Ein vielseitiger Lebenslauf

1979 zog Alan nach Los Angeles, um im Filmgeschäft mit Miniatureffekten zu arbeiten. Er baute Modelle von Gebäuden und Raumschiffen für Filmsets – manchmal sind handgefertigte Modellhäuser auch heute noch besser und günstiger als CGI.

Außerdem arbeitete er bei Disney Imagineering an Modellen für Freizeitparks und war an Film- und Fernsehproduktionen beteiligt – sogar als Schauspieler in Nebenrollen, etwa als Patient in ER oder Polizist in Lemony Snicket – Rätselhafte Ereignisse.

Sein eigener Bildungsweg war weniger glamourös. Wolfson besuchte schlechte Schulen in New York, übersprang aber die achte Klasse, um schneller ins Leben zu starten.

 

 

Wolfsons Modellhäuser in Sammlungen

Eines seiner spannendsten Erlebnisse: Er installierte ein Werk in einem klassischen Park-Avenue-Apartment – umgeben von traditionellen Gemälden alter Meister. Sein Miniaturmodell war das einzige zeitgenössische Kunstwerk der gesamten Sammlung. Wolfson ist großer Fan von Edward Hopper. Sein Werk Hopp’s Luncheonette (2008) ist von Hoppers berühmtem Gemälde Early Sunday Morning inspiriert.

Eindrucksvolle Straßenszenen

Hier einige seiner beeindruckend nachgebildeten Miniatur-NYC-Szenen:

  • Terminal Diner (1990)

  • Nathan’s Coney Island (1986)

  • Tube Bar (1992)

Über das Leben als Miniaturkünstler

Wolfson beschreibt seinen kreativen Alltag so:

„Es gibt mir ein enormes Gefühl von Zufriedenheit und Erfolg, wenn ich ein großes Werk fertigstelle. Aber ich habe noch nie ein großes Stück gemacht, ohne mich zwischendurch zu fragen: ‘Warum zur Hölle tue ich mir das an?’“

Und genau diese Mischung aus Leidenschaft und Selbstzweifel macht seine Kunstwerke so besonders.