Venedig: Wie entstand die schwimmende Stadt?

Venedig von oben
Wie enstand Venedig

Die schöne Stadt im Wasser. Doch Wie entstand Venedig? Warum wurde diese unglaubliche Stadt mitten in einem unwirtlichen Sumpf gebaut? Und wie gelang es den Menschen damals, ein solches Wunder zu vollbringen?Aus dem Wasser emporsteigend wie ein Ort aus einem Märchen, ist Venedig eine Stadt der Extreme: ein romantisches Paradies aus Brücken und Kanälen – und zugleich ein bröckelndes Relikt, das langsam in den Schlamm sinkt, der es seit über tausend Jahren trägt. Es drängt sich eine Frage auf: Wie entstand Venedig?

Wie entstand Venedig ?  Die Gründung

Die Anfänge Venedigs sind so neblig wie die Lagune selbst. Lange bevor dort eine Stadt entstand, lebte das Volk der Veneter an den nördlichsten Ausläufern der Adria. Sie gaben der Region ihren Namen und sprachen Venetisch, eine Sprache, die Einflüsse aus dem Lateinischen und Germanischen vereinte.

182 v. Chr. verbündeten sich die Veneter mit Rom, und langsam verschmolz ihre Kultur mit der römischen. Doch Venedig entstand nicht aus Wohlstand, sondern aus Not: Als das Römische Reich zerfiel, flüchteten die Menschen vor den Angriffen der Hunnen und germanischer Stämme. In ihrer Verzweiflung suchten sie Zuflucht in den unbewohnten, sumpfigen Lagunen vor der Küste.

Dokumente aus dieser Zeit existieren nicht – das feuchte Klima ließ Pergament rasch vergehen. Doch der Überlieferung nach wurde Venedig offiziell am 25. März 421 n. Chr., zur Mittagszeit, gegründet.

Bis ins 7. Jahrhundert hatte sich das Gebiet zur “Imperialen Provinz Venetien” entwickelt. 697 wählten die zwölf Gründungsfamilien den ersten Dogen – den Führer dieser aufkeimenden Republik.

Basilika Venedig
Basilika Venedig

Der Bau der Stadt auf Wasser

Die ersten Siedler lebten in einfachen Hütten aus Holz, Schilf und Lehm auf kleinen Sandbänken und Inseln. Doch mit wachsender Bevölkerung reichte das trockene Land nicht mehr aus.

Die Lösung? Sie rammten tausende von Holzpfählen direkt in den weichen Grund unter dem Wasser. Verwendet wurden widerstandsfähige Hölzer wie Lärche und Eiche – Materialien, die der Feuchtigkeit trotzen konnten.

Wie ist Venedig entstanden? – Über eine Million Pfähle benötigte man für die Basilika

Allein für die Basilika Santa Maria della Salute wurden über eine Million solcher Pfähle in den Boden getrieben. Das Holz stammte überwiegend aus den dichten Wäldern Kroatiens, Montenegros, Sloweniens und Norditaliens und wurde per Schiff herangeschafft.

Unter dem Schlamm verbirgt sich eine harte Tonschicht, der sogenannte Caranto. In einigen Gebieten liegt sie nur zwei Meter tief, in anderen bis zu zehn Meter. Erreichten die Pfähle die Caranto-Schicht nicht, wurden sie so dicht aneinander gesetzt, dass kaum Zwischenräume blieben. Diese Zwischenräume wurden mit Steinen und Kiesel aufgefüllt. Mit der Zeit verfestigte sich der Boden unter dem Druck der Bauwerke und wurde beinahe so stabil wie natürlicher Ton.

Kanäle Venedig
Wie entstand Venedig ?

Stadt auf Pfählen – Wie ist Venedig entstanden

Auf den Pfählen wurden zwei Lagen von Holzbalken ausgelegt, darauf kam eine Schicht aus wasserundurchlässigem Kalkstein, meist aus Istrien. Erst dann entstanden darauf die eigentlichen Gebäude – oft aus Backstein, der im unteren Bereich durch Kalkstein gegen das Salzwasser geschützt wurde. Marmor zierte später die prachtvollen Fassaden der Palazzi. So ist Venedig nach und nach entstanden.

Die Venezianer verbesserten die Techniken der Römer entscheidend und perfektionierten den Bau im Wasser. Ihre Methode ermöglichte es, auch immer größere und schwerere Bauwerke zu errichten.

Eine Stadt auf Wasser – und gegen die Zeit

Venedig wurde zu einem glanzvollen Knotenpunkt zwischen Europa und dem Nahen Osten. Über die Jahrhunderte häufte die Stadt durch den Handel mit Salz, Gewürzen und Luxusgütern unermesslichen Reichtum an. Ihre Lage inmitten des Wassers machte sie nahezu uneinnehmbar: Nicht einmal die Truppen Karls des Großen konnten die Stadt erobern.

Im 15. Jahrhundert erreichte Venedig den Zenit seiner Macht. Danach begann ein langsamer Niedergang, bis Napoleon die Stadt 1797 endgültig einnahm.

Heute ist Venedig bedroht wie nie zuvor: Der Meeresspiegel ist bereits zwei Meter höher als zur Zeit der Stadtgründung. Mobile Flutsperren sollen die Stadt schützen – doch sie können das Unvermeidliche nur hinauszögern.

Die schwimmende Stadt, ein Wunderwerk menschlicher Ingenieurskunst und unerschütterlicher Hoffnung, kämpft gegen ihr eigenes Element. Noch immer ragen die alten Holzbalken aus dem Grund der Lagune, mineralisiert und steinhart – ein stiller, heroischer Widerstand gegen das Vergessen.