Chana Orloff – Die Bildhauerin, die Paris fast vergessen hätte

Chana Orloff
Chana Orloff

Wenn es um berühmte Künstler der Pariser Moderne geht, fallen meist dieselben Namen: Picasso, Modigliani, Brâncuși. Doch eine Künstlerin wurde lange übersehen – zu Unrecht: Chana Orloff, eine der bedeutendsten Bildhauerinnen des 20. Jahrhunderts. Ihre modernen Skulpturen vereinen emotionale Tiefe mit zeitloser Klarheit. Dieser Blogartikel wirft einen humorvollen, aber fundierten Blick auf ihr Leben und Werk.

Von der Ukraine nach Paris: Der steinige Weg zur Kunst

Chana Orloff wurde 1888 in einem ukrainischen Dorf geboren und wanderte mit ihrer jüdischen Familie 1905 nach Palästina aus. Als talentierte junge Schneiderin träumte sie bald von mehr – und ging 1910 alleine nach Paris. Dort begann sie ihr Studium an der École des Arts Décoratifs und fand ihre Leidenschaft für die Bildhauerei.

Chana Orloff in Montparnasse – mittendrin statt nur Muse

Im künstlerischen Schmelztiegel Montparnasse bewegte sich sie unter Künstlern wie Modigliani, Cocteau und Soutine. Sie war keine Muse, sondern Macherin: Ihre klaren, kraftvollen Skulpturen wurden zu einem Markenzeichen der Pariser Moderne. Wer sich etwas auf sich hielt, ließ sich von Chana porträtieren – in Stein, Bronze oder Holz.

Der jüdische Maler (1920)
Der jüdische Maler (1920) Chana Orloff

Die Skulpturen von Chana Orloff – modern, ruhig, zeitlos

Orloffs Stil ist schwer zu kategorisieren – irgendwo zwischen Klassik und Moderne, immer aber mit einer eigenen Handschrift. Ihre Skulpturen wirken ruhig und würdevoll, sie sprechen mit klaren Linien und sanfter Kraft. Besonders bekannt sind ihre Mutter-Kind-Darstellungen, Porträts und Akte. Sie verbinden emotionale Nähe mit formaler Zurückhaltung – ganz ohne Pathos.

Per Krohg (1924)
Per Krohg (1924)

Kriegsjahre, Verlust und Rückkehr

Der Zweite Weltkrieg zwang sie zur Flucht. Als Jüdin musste sie 1942 Paris verlassen, viele ihrer Werke wurden zerstört. Doch sie kehrte zurück, baute ihr Atelier neu auf und arbeitete weiter – mit ungebrochener künstlerischer Kraft. Ihr Atelierhaus im Pariser Parc Montsouris steht heute als Gedenkstätte offen.

Warum Chana Orloff heute wichtiger denn je ist

Lange Zeit wurde Orloff von der Kunstgeschichte übersehen – als Frau, als Jüdin, als Bildhauerin. Doch heute erlebt sie eine verdiente Renaissance. Ihre Werke werden in internationalen Ausstellungen gezeigt und inspirieren eine neue Generation von Künstlerinnen. In einer Zeit, in der viele nach lauter Statements suchen, überzeugt Chana Orloff mit stiller Stärke.


Chana Orloff

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Maternité, En Gev (Bronze, 1952)

Chana Orloff verdient mehr Aufmerksamkeit

Sie war eine Frau, die mit den Mitteln der Skulptur Geschichten erzählte – leise, aber eindrucksvoll. Sie war ihrer Zeit voraus, in jeder Hinsicht. Ihre Werke stehen heute stellvertretend für eine Kunst, die weder laut noch gefällig ist, sondern klar, echt und selbstbewusst.